Mit einem Kleeblatt fing es an!!!

 

 

Als Kinder spielten drei „Südkirchener Urgewächse“ Tischtennis auf dem Küchentisch und später als Jugendliche in der Gaststätte bei Meinke auf vier zusammengestellten Biertischen. Auch nach den Wirren des Krieges waren

Hans Bomholt, Bernd Hügemann und Töne Meinke

weiterhin unzertrennlich und spielten auf den Gastwirtschaftstischen weiter.

 

Ende 1945 fassten die Drei den Entschluss, einen Tischtennisverein zu gründen. Noch am Silvesterabend wurde diese Idee dann feierlich bei „Balkenbrand“ (selbstgebrannter Schnaps) in die Tat umgesetzt. Da zu einem richtigen Verein aber auch ein Vereinswappen gehört, war dieses -ihrem Spitznamen, das „dreiblättrige Kleeblatt“ folgend- mit eben diesem Kleeblatt schnell gefunden. Bei Fahnen-Reuter in Münster wurden für 1 ½ Pfund Speck 12 dieser Exemplare gefertigt.

 

Anfang 1946 wurden alle in der näheren Umgebung Tischtennis spielenden Vereine nach Nordkirchen in die Gaststätte Westermann eingeladen, um einen TT-Kreisverband im Westdeutschen TT-Verband zu gründen. Hier wurde unseren drei „Experten“ erklärt, dass zu einer vollständigen Tischtennismannschaft nicht nur drei, sondern sechs Spieler gehören. Ihr Einwand, jeder von ihnen könne ja zwei Mal spielen, fand wenig Beifall. Frustriert fuhren die Drei wieder nach Südkirchen.

 

Doch wie so oft im Leben kam ihnen „Kollege Zufall“ zur Hilfe. Eine Fahrkolonne, bestehend aus ehemaligen Soldaten, welche für die englischen Besatzungstruppen Fahrdienste leisteten, wurden bei Meinkes einquartiert. Neben großen „Schieberqualitäten“ hatten einige auch TT-Talent vorzuweisen und schlossen sich dem Verein an.

 

Im Tausch für von der Fahrkolonne „organisierte“ Naturalien waren bei Schreinermeister Bernhard Schäper Tischlerplatten in der Größe einer TT-Platte schnell besorgt. Zunächst wurde auf den naturbelassenen Holzplatten gespielt, später wurden sie mit Pinsel und Farbe fachgerecht hergerichtet. Gespielt wurde jetzt schon in Meinkes Saal. Neben den Leuten der Fahrkolonne, u.a. Werner Floeck, fanden nach und nach Bernhard Kippelt und Paul Hirsch den Weg zum Verein. Auch Josef Meinke konnte sich der Faszination des mit Azeton geflickten und einer Nagelfeile bearbeiteten kleinen weißen Balles nicht entziehen.

 

Im Frühjahr 1946 begann der eigentliche Spielbetrieb, da aufgrund der neuen Mitglieder endlich eine Mannschaft aufgestellt werden konnte. Gespielt wurde damals am Sonntag Nachmittag, der erste Gegner war die Mannschaft von Walstedde. Aufgrund der Beziehungen zur Fahrkolonne war der Transport mit einem LKW kein Problem. In der Aufstellung Hans Bomholt, Töne Meinke, Werner Floeck, Bernhard Hügemann, Bernhard Kippelt und Hans Bart fuhr man siegesgewiss los, um nach einer empfindlichen 1 : 8 Schlappe den Heimweg anzutreten.

 

Auch das erste Lokalderby ließ nicht lange auf sich warten. Zu diesem von beiden Mannschaften als „Prestigekampf“ angesehen Spiel mussten die Südkirchener in Nordkirchen antreten. Nach erbittertem Kampf (davon haben später noch viele stattgefunden) gewann Südkirchen mit 5 : 4.

 

Noch in 1946 wurde mit Hilde Gorke (Frau Hirsch), Irmgard Grimm (Frau Wulfert), Hilde Kippelt (Frau Tüscher)und Luzie Gorke (Frau Reckmann) auch eine Damenmannschaft gegründet. Hilde Gorke wurde 1947 in Lüdinghausen Kreismeisterin der Damen.

 

„Gefährlich“ wurde es, als die Fahrkolonne verlegt wurde und diese die TT-Platten, welche sie als ihr Eigentum betrachteten, abtransportieren wollten. Bis die Luft rein war, wurden sie bei Bomholts auf der Hille versteckt. Leider stand auch nunmehr kein LKW zur Verfügung, das Fahrrad oder die Pferdekutsche wurden für längere Zeit die einzigen Beförderungsmittel zu den Auswärtsspielen.

 

Nach einer Zwischenstation in der Schule wurde das Trainings- und Spiellokal Anfang der 50iger Jahre in den Saal nach Schulze auf`m Hofe verlegt. In dieser Zeit stieß Walter Wissman zu der Truppe. Nachdem 1952 der Westdeutsche TT-Verband den Spielbetrieb wieder eingestellt hatte, schloss man sich dem DJK-Verband an, um weiterhin Meisterschaftsspiele bestreiten zu können. Südkirchen gehörte zur Kreisklasse Lüdinghausen, Gegner waren die DJK Selm, DJK Alstedde, DJK Lüdinghausen und DJK Beckinghausen. Gleich im ersten Jahr wurde Südkirchen nach hartem Kampf gegen Selm Kreismeister und auch Pokalsieger in Langern. Mit diesen Erfolgen war der Aufstieg in die Bezirksklasse verbunden, in der man auf Anhieb den zweiten Platz belegte. Das bedeutete wiederum den Aufstieg, das große Ziel -die Gauklasse (die höchste Spielklasse des DJK-Verbandes)- war erreicht. Hier spielte die Mannschaft in den Jahren von 1955 – 1958. Aufgrund der weiten Fahrten war diese Zeit aber auch nicht ohne Probleme, welche aber dank Heinrich Klaas, der sein Auto und seine Freizeit für die Fahrten opferte, gemeistert werden konnten. Als dann auch die Mannschaftsaufstellung zusätzliche Probleme bereitete, wurde die Mannschaft aus der Gauklasse zurückgezogen und der Spielbetrieb in der Kreisklasse fortgesetzt.

 

Während dieser Zeit mischten Südkirchener Spieler aber auch bei den Kreismeisterschaften im Einzel und Doppel kräftig mit. Hier wurde Rudi Wulfert1953, 1954 und 1956 Kreismeister im Seniorenbereich und holte zusammen mit seinem Partner Manfred Schlüter in 1956 und 1957 auch den Titel im Doppel. Den Meistertitel der Jugend A-Klasse sicherte sich in 1954 Manfred Schlüter und in 1955 mit seinem Partner Hans-Bernd Spittmannden Titel im Doppel.

 

Einen weiteren Erfolg feierte der TTC Südkirchen in der Saison 1960/61 mit dem Gewinn des Kreismeistertitels. Als jedoch der Spielbetrieb in der DJK abflaute, schloss man sich ab 1962 dem neu ins Leben gerufenen Spielbetrieb des WTTV im Kreis Lünen/Lüdinghausen an. In 1964 kam es aufgrund von Spielerabgängen aus beruflichen Gründen oder durch Heirat zu Problemen in der Mannschaftsbesetzung. Von sieben blieben nur noch vier Spieler, eigentlich zu wenig, um eine Mannschaft zu melden. Wie schon in 1946 mit der Fahrkolonne kam dem TTC mal wieder „Kollege Zufall“ zur Hilfe. Da das Aufstellungsproblem nicht nur den Südkirchen zu schaffen machte sondern im gesamten Kreis im TT-Sport eine „Flaute“ herrschte, half man der Not ab, indem Viermannschaften gebildet wurden. In dieser Zeit prägte Rudi Wulfert die Devise: „Nicht die Krankheit, nur der Tod entschuldigt!“ Es waren Rudi Wulfert, Heribert Dornhege, Walter Wissmannund Hans Bomholt, welche in dieser Zeit den Spielbetrieb aufrecht erhielten und deren Engagement es somit zu verdanken ist, dass die Durststrecke mit Mühe und Not überwunden wurde. Im Notfall half Theo Uhlmann aus. Heribert Dornhege entwickelte sich durch den kämpferischen Einsatz, der ihn auch heute noch auszeichnet, zum Südkirchener Spitzenspieler. Spiellokal war mittlerweile der Saal in der Gaststätte des Vorsitzenden Elmar Schulze Weischer. Dort blieb der Verein bis zum Wechsel in die neue Turnhalle der Landesfinanzschule in Nordkirchen in 1970.

 

Ab der Saison 1970/71 wurde im WTTV wieder mit Sechsermannschaften gespielt. Auch der TTC Südkirchen hatte das Tal durchschritten und war mit neuen Mitgliedern und Spielern auf dem Weg wieder nach oben. Für den Spielbetrieb 1973/74 wurde erstmals eine zweite Mannschaft gemeldet. In 1970 feierte der Verein sein 25jähriges Jubiläum mit einem Turnier der ehemaligen, den Vereinsmeisterschaften, einem Jubiläums-Einladungsturnier und einem gemütlichen Beisammensein mit den Gründern und Freunden des Vereins. Um Personalprobleme wie Mitte der sechziger Jahre künftig zu vermeiden, begann der Verein 1973 mit einer bis heute andauernden intensiven Jugend- und Nachwuchsarbeit. Auf Anhieb fanden sich 15 Jugendliche, die regelmäßig einmal die Woche am Training teilnahmen. Bereits in de Saison 1975/75 konnten eine Jugend- und eine Schülermannschaft für den Spielbetrieb gemeldet werden, die sich mit einem zweiten bzw. vierten Platz gut einführten.

 

Einen weiteren Aufschwung erfuhr der Verein 1977 durch die Verlegung des Spielbetriebs in die neue Sporthalle am Gorbach in Nordkirchen. Bedingt durch die Möglichkeit nunmehr an zwei Tagen in der Woche zu trainieren, hatte der Verein weiteren Zuwachs an Jungen und erstmals auch Mädchen zu verzeichnen, so dass eine Mädchen-, Nachwuchs- und auch dritte Herrenmannschaft gemeldet wurden. Jetzt kämpften bereits Zehnjährige um Meisterschaftspunkte und belegten am Saisonende den zweiten Tabellenplatz. Die erste Jugendmannschaft schaffte in 1978 den Sprung in die Leistungsklasse, die zweite Herrenmannschaft stieg nach hartem Entscheidungskampf gegen Stockum in die zweite Kreisklasse auf. Die erfolgreiche Saison wurde durch den Gewinn des Kreispokals von Heribert Dornhege, Siegfried Struwe und Erwin Hülsken gegen die SG ara Lünen gekrönt. 1979 gelang auch der ersten Mannschaft in einem Entscheidungsspiel gegen den BSV Lünen I mit 9 : 7 der Aufstieg in die Kreisliga.

 

Der positive Trend der siebziger Jahre setzte sich auch in den Achtzigern fort. So gelang der zweiten Mannschaft 1981 der Aufstieg in die erste Kreisklasse. 1984 stellten sich dann auch die ersten sichtbaren Erfolge der guten Nachwuchsarbeit mit dem Aufstieg der Schülermannschaft in die Schüler-Bezirksklasse. Durch die im selben Jahr erstmals ausgetragenen und durch die Volksbank gesponserten Mini-Meisterschaften wurde weitere Jugendliche für den Tischtennissport begeistert.

 

Im Mai 1985 feierte der TTC sein 40jähriges Bestehen. Neben dem offiziellen Teil mit Ansprachen, Tanz und Musik im Vereinslokal Schulze-Weischer wurde -wie schon anlässlich des 25jährigen Jubiläums- ein internes Jubiläumsturnier veranstaltet, bei dem auch den ehemaligen Mitglieden des Vereins Gelegenheit geboten wurde, den Schläger noch einmal in die Hand zu nehmen. Aufgrund des Jubiläums wurde der TTC auch mit der Ausrichtung der TT-Kreismeisterschaften betraut. Für die Organisation dieses Turniers mit mehr als 400 Teilnehmern waren Heribert Dornhege, Siegfried Struwe und Ludger Groesdonk verantwortlich, welche diese Meisterschaft mit Hilfe des Engagements aller aktiven Vereinsmitglieder zu einer gelungenen Veranstaltung werden ließen.

 

Durch die Erbauung der Turnhalle im Jahre 1985 erfolgte ein weiterer Aufschwung in der Vereinsgeschichte. Durch die Verlegung des Trainings nach Südkirchen und den damit entfallenden Fahrten war es insbesondere für die Jugendlichen einfacher, am Training teilzunehmen. Dadurch fanden weitere Jugendliche den Weg zum Verein.

 

Der gestiegene Trainingseifer zahlte sich 1987 aus. Die Jugendmannschaft mitMario Schäper, Frank Struwe, Jörg Drescherund Jürgen Wissmannstieg in die Bezirksklasse auf. Bereits in der folgenden Saison war die Mannschaft als Zweiter berechtigt, in die Bezirksliga aufzusteigen. Aufgrund des altersbedingten Wechsels von drei Spielern in den Herrenbereich verzichtete man aber auf den Aufstieg. Infolge sowohl des internen Zugangs von Spielern aus dem Jugendbereich als auch von Zugängen anderer Vereine konnte für die Saison 1987/88 erstmals eine vierte Herrenmannschaft gemeldet werden.

Die neunziger Jahre begannen aus sportlicher Sicht wenig vielversprechend, da die erste Herrenmannschaft aus der Bezirksklasse in die Kreisliga abstieg. Mit dem Aufstieg 1991 der vierten Mannschaft in die zweite Kreisklasse und der zweiten Mannschaft in die Kreisliga entwickelte sich hierdurch aber kein „negativer Trend“ in sportlicher Hinsicht. Auch im Jugendbereich setzte sich die positive Entwicklung fort. Nachdem die erste Jugend 1991 abgestiegen war, gelang Sven Wissmann, Guido Dornhege, Jan Hattebuerund Christian Hänser 1992 der sofortige Wiederaufstieg und etablierte sich über mehrere Jahre in der Bezirksklasse im oberen Tabellenbereich. Auch auf Kreisebene machte der Verein auf sich aufmerksam. So erreichten Markus Grote, Sebastian Mischke, Frank Fernholz, Tobias Cortner und Stephan Mondry bei den Kreismeisterschaften 1991-1994 vordere Plätze.

 

1991 erfolgte eine organisatorische Änderung. Da das sportliche Angebot des DJK-Verbandes nicht mehr der Erwartungen entsprach, fasste die Jahreshauptversammlung den Beschluss, aus dem Verband auszutreten. In diesem Zuge wurde auch eine Satzungsänderung beschlossen, die es dem Verein ermöglichte, sich beim Amtsgericht Lüdinghausen als „TTC Südkirchen e.V. 1945“ eintragen zu lassen und dadurch die Gemeinnützigkeit zu erlangen.

 

Ein weiteres Highlight erlebte der Verein im Jahre 1995 mit dem Jubiläum anlässlich des 50jährigen Bestehens des Vereins. Im Juni fand die offizielle Feier mit den geladenen Gästen aus Politik und Verbänden, den benachbarten Vereinen und natürlich den Mitgliedern und Gönners des Vereins statt. Im Rahmen dieses Jubiläums richtete der Verein im September wiederum die TT-Kreismeisterschaften aus. Aufgrund des engagierten Einsatzes aller aktiven Mitglieder wurden beide Veranstaltungen ein voller Erfolg.

 

Auch in sportlicher Hinsicht erlebte der Verein Mitte der Neunziger seinen Höhepunkt. Erstmals in der Vereinsgeschichte schaffte die erste Mannschaft den Sprung in die Bezirksliga. Das Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaft lag nicht zuletzt in der guten Jugendarbeit der vergangenen Jahre, bei der vor allen Dingen der Einsatz von Walter Wissmann und Siegfried Struwe hervorzuheben ist. Mit Markus Grote, Saban Kimenta, Frank Struweund Christoph Holtmannspielten in dieser Mannschaft gleich vier „Eigengewächse“, hervorgegangen aus den Jugendmannschaften der vergangenen Jahre.

 

Leider begann nach diesem Höhepunkt aber der sportliche Rückschritt, ausgelöst durch mehrere Faktoren. Der allgemeine Boom im TT-Sport Ende der 80iger/Anfang der 90iger Jahre aufgrund des WM-Titel von „Rossi“ Jörg Roßkopfund „Speedy“ Steffen Fetzner im Herrendoppel bei der WM 1989 in Dortmund war vorbei. Bei den Jugendlichen konnte nur noch eine Mannschaft gemeldet werden. Berufliche Veränderungen und damit verbundene Wohnsitzverlegungen aller Spieler der ersten Herrenmannschaft und weiterer Akteure der unteren Mannschaften innerhalb recht kurzer Zeit führten nicht nur zu „Abstiegen“, sondern auch zu Abmeldungen von zwei Mannschaften. Aufgrund des guten kameradschaftlichen Zusammenhalts innerhalb der verbleibenden Mannschaften war der Verein aber nie in seiner Existenz gefährdet.

 

Zur Zeit nimmt der Verein mit je zwei Herren- und Schülermannschaften am Spielbetrieb teil. Die Vereinsmeisterschaften, das Hans-Bomholt-Pokal-Turnier (gestiftet von einem der 3 „Kleeblätter“) und alle zwei Jahre die Teilnahme am Südkirchener Weihnachtsmarkt (den Erlös stiften wir zugunsten der Kinderheilstätte Nordkirchen) gehören u.a. zu den festen Bestandteilen des Vereinslebens.

 

Die bisherigen Vorsitzenden des TTC Südkirchen

                                                                                   1945 – 1952             Herbert Schmidt

                                                                                  1952 – 1955             Töne Meinke

                                                                                  1955 – 1974             Elmar Schulze-Weischer

                                                                                  1974 – 1976             Helmut Sternitzke

                                                                                  1976 – 1982             Hans Bomholt

                                                                                  1982 – 1984             Manfred Weiß

                                                                                  1984 – 1990             Walter Wissmann

                                                                                  1990 – 1998             Heribert Dornhege

                                                                                  1998 –                       Siegfried Struwe